Über ein Weihnachten bei den Bauers

    Weihnachten bei den Hoppenstedts über YouTube ansehen – ich hatte in den Siebzigern und Achtzigern keinen Fernseher, und meine mittlerweile erwachsenen Kinder eben auch nicht. Und ich war, als Rainer mir den Film vorführte, so herzhaft belustigt über die feine Sozialkritik und auch über die schon in den Siebzigern vorhandene – und immer noch genauso aktuelle, wie ich fand – Umweltproblematik, dass ich mir einen Lacherfolg in unserer großen Weihnachtsrunde bei Oma versprach.
    Die Leinwand war aufgebaut, der Beamer ausgerichtet, das YouTube herausgesucht und der Bluetooth-Lautsprecher verbunden, und nun los.
    Mirella muss mit David noch schnell was klären und tuschelt. David geht raus und kommt nach einiger Zeit wieder rein, um Mirella zuzuflüstern, was er gerade erledigt hat. Susanne schaut demonstrativ gelangweilt, weil sie das Stück schon kennt und vom gestrigen Vorfeiern bei Freunden noch fertig ist. Biggi kommt nach zehn Minuten dazu und möchte informiert werden, was da läuft. Als zwischendurch Omas Internetverbindung zu schwach und nur das Ladesymbol zu sehen ist und alle anwesenden Vierzehn- bis Vierzigjährigen Tipps geben zur Abhilfe, beginnen die Kinder, die auf dem Teppich liegend zuschauten, sich zu balgen und hören auch nicht auf, als es eine Minute später mit klarem Bild wieder weitergeht. Die Auszeit nutzend, war Alex aufgestanden, um sich noch ein Bier zu holen und fragt nun im Dunkeln herum, ob jemand den Öffner sieht. Seine Frau fragt ihn über den Tisch hinweg, ob sie auch einen Schluck kriegt, weil die Luft so trocken ist. Die Auflösung der Loriot-Geschichte naht, da öffnet sich lautstark die Tür, und Oma kommt mit ihrem Rollator herein und beansprucht ihren ureigenen Sitzplatz am Tisch, den Simone erst freiräumen muss. Nach den 23 Minuten Film war an den besonders feinwitzigen Stellen zu wenig gelacht worden, finde ich, und ich fühle mich verpflichtet zu erklären, welch hochaktuelle Thematik drinsteckt, was aber keiner lustig findet. Weihnachten bei den Hoppenstedts ist eben genauso wie Weihnachten bei den Bauers.

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