Über ein veraltetes Schönheitsideal

    Das neue Barockzeitalter

    Gerne schaue ich mir schöne Menschen an, ob am Strand, in der Fußgängerzone oder aber auf den Gemälden im Kunstmuseum. Hier allerdings werden eher vergangene Schönheitsideale dargestellt.

    An solche werde ich jetzt erinnert, während ich heute, am Sonntag, durch den Nymphenburger Schlosspark spaziere. Nicht die teils barocken Statuen, die die Wege zieren, rufen altbekannte Bilder in mir auf, sondern reale Menschen, die mit mir die Promenade teilen. Selbstbewusst tragen die Frauen enganliegende T-Shirts, und es scheint ihnen nichts auszumachen, dass somit jedes noch so kleine Fettpölsterchen zur Schau gestellt wird. Vorsätzlich zeigt man in hautengen Leggins V-förmige Figuren, wie sie Niki de Saint-Phalle erst kunstvoll in ihren Nanas herausarbeiten musste.

    In einigen vergangenen Moden waren die idealen Erdenbürger gertenschlank, zum Beispiel in Filmen, die in den Fünfzigerjahren gedreht wurden. Ich gehöre noch zu den altmodischen Menschen, die Fettpolster an Bauch, Beinen, Po mit weiten Pullis zu verbergen suchen, anstatt mit diesen zu posen. Mein Blick bleibt bewundernd an Frauen und Männern hängen, die eine schmale, schlanke Statur haben, und denen folgen meine Blicke, immer noch, so wie schon Jahrzehnte früher. Habe ich mich denn gar nicht entwickelt?

    Dass sich Moden ändern und auch wiederholen, weiß ich rein theoretisch. Schon mindestens dreimal habe ich seit meiner Jugend die Renaissance zum Beispiel des Faltenrocks erlebt, des Minirocks oder auch des wadenlangen Midirocks; der weit herunterhängenden und der kurzen Schals; der sehr breiten und der sehr schmalen Krawatte oder gar keiner; der Brille mit Goldfassung und der Hornbrille in eckig oder in Tropfenform; neben all den Evergreens, deren Erscheinungsbild alle Zeiten zu überdauern scheinen, wie zum Beispiel die kreisrunde Brille eines Bertold Brecht, eines John Lennon, die sich bei Harry Potter wiederfindet.

    Nur diese barock anmutenden Formen kann ich wohl erstmalig als neuartige Mode für mich einstufen. Nun gut, sie nahm ihren Anfang schon vor vielen Jahren, als Hüfthosen ihr Revival erlebten, was bedeutete, dass der Gürtel nicht mehr über dem Bauch zu schließen sein musste und dessen Zuwachs also keine Grenzen mehr setzte. Doch ich, ich habe es immer noch nicht begriffen! Renne noch der Schlankheit hinterher. Finde mich im Spiegel nur schön, wenn überflüssige Polster kaschiert sind. Rede an meinen Mann hin, dass er doch bitte wieder weniger Süßes essen soll. Beäuge misstrauisch die Figur meiner erwachsenen Kinder, ob sie auch drahtig bleiben. Hoffnungslos bin ich einem alten Ideal verfallen, und merke gar nicht, dass mir etwas mehr Leibesfülle gut stehen würde! Warum also sich weiterhin sträuben und sich mühevollen Diäten unterziehen?

    Nur die Modeindustrie hat’s anscheinend noch nicht kapiert und stellt immer noch diese zerbrechlich dünnen Puppen in Schaufenster und Internet. Dabei sollten die doch Vorbild sein!

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    Den Text „Über ein veraltetes Schönheitsideal“ habe ich aus Das Buch für alle Tage zur Verfügung gestellt.

    Wer schreibt hier?

    Irmgard Rosina Bauer ist Autorin von Lebens-Reisebüchern und Reiseerzählungen. In ihre Bücher verwebt sie ihre eigenen Lebens- und Reisegeschichten. Sie möchte Frauen Mut im Leben und zum Reisen machen.

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