Über Herkunft

    Wir interessieren uns doch alle für unsere Herkunft.

    Alle?

    Nun, fast alle, denn Wolframs Söhne in der Geschichte, die ich euch in meinem neuen Buch „Der sperrige Stammbaum“ erzählen werde, lassen sich davon anscheinend nicht begeistern und verhalten sich eher sperrig. Was könnte denn das Interesse an der eigenen Herkunft so nachhaltig trüben, wie es in dieser Erzählung geschieht? Ist es die Angst davor, sich mit sich selbst zu beschäftigen? Ja, auch das gibt es. Viel Angst, die einen berät, mal lieber nicht genau auf die eigene Geschichte zu schauen. Es könnte ja etwas zu Tage treten, was das bisherige Weltbild erschüttert, was einen durcheinanderbringt. Könnte nicht endlich jemand eine geeignete Brille für zuträglicheres Erkennen erfinden, so wie sie für besseres Sehen schon seit Langem üblich ist? Brillen wurden immer weiterentwickelt, es gibt Kontaktlinsen, die Lasermedizin schreitet immer weiter fort – warum nicht bald etwas Technisches für die Seele ausdenken? Anstatt auf den Mars zu fliegen, wäre eine Angstauslotmaschine eine tolle Sache, finde ich. So eine, die keine Nebenwirkungen hat, so etwas wie das Paradies auf Erden. Kriegen das die Menschen nicht endlich hin?

    Viele Familien haben ihre „Leichen im Keller“, ohne dass jemand von außerhalb jemals davon erfährt. Doch wie soll man seine eigene Person als Teil des Systems „Familie“ jemals begreifen, wenn man nicht darüber sprechen kann? Erkenntnisse aus der Psychologie besagen, dass derlei Altlasten sehr häufig der Grund für schwierige, psychosomatische Krankheiten sind. Die Familie nimmt eine größere Bedeutung für die Persönlichkeitsentwicklung in unserem Leben ein, als wir uns eingestehen wollen.

    Heerscharen von Profis geben in Büchern Tipps zur Verbesserung der Kommunikation zwischen Mitarbeitern und/oder Führungskräften in Betrieben, zwischen Männern und Frauen im Allgemeinen, zwischen Eltern und Kindern, unter Geschwistern, in der Großfamilie und in noch vielen Bereichen mehr. Zahllose Kommunikationsseminare verkaufen sich in der Trainingsbranche für Persönlichkeitsentwicklung zu sehr hohen Preisen, und Kommunikationscoachs preisen im Internet und in den sozialen Medien ihre Techniken für besseres Miteinander an. Man möchte fast meinen, dass bei so viel gut aufbereitetem Fachwissen jeder Konflikt gelöst werden kann, dass sogar Kriege zwischen ganzen Völkern vermieden werden könnten. Aber ich wäre naiv, wenn ich die Konflikte, die in einer Familie stecken können, einfach ignorieren oder sie alle als lösbar hinstellen wollte.

    Zwischen Frauke und Wolfram scheint es ein großes Geheimnis zu geben, das in seiner Komplexität einem Flug zum Mars gleicht. Was war da nur abgelaufen zwischen den beiden? Und kann man denn manche Dinge wirklich nicht klären?

     „Der sperrige Stammbaum“ erzählt eine lange Lebensreise, bei der viele Personen einsteigen, mitreisen, aussteigen, in verschiedenen Städten und Regionen Deutschlands leben, Menschen, die um- und wegziehen und sich neu orientieren. Es ist nicht nur eine Reiseerzählung, die sich zwischen Hannover, Braunschweig, Wolfenbüttel und München abspielt. Es ist eine moderne Familiensaga in Kurzform. 

    Irmgard Rosina Bauer

    (ab Ende November überall dort erhältlich, wo es Bücher gibt. Rosis Reiseerzählungen Band 3)

    Reisen ist Leben,
    wie Leben Reisen ist.
    Jean Paul (1763–1825)

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