Über die Schuld von der Michi
Wem du die Schuld gibst, gibst du die Macht. Die Michi hat sie jetzt, meine Macht.
Immer noch muss ich intensiv darüber nachdenken, was dieser Spruch wohl konkret besagt. Vielleicht das: Schuld zuschieben heißt zunächst nichts Anderes als sie von mir wegschieben, woanders hin: Das wars. Der wars. Die wars. Ich war’s nicht, ich bin ja so gut. Und ganz aktuell: Die Michi war’s.
Doch im Moment, merke ich, bleibt der Groll auf die Michi bei mir hängen, und das macht mich unfrei und gar abhängig – das mag ich nun auch wieder nicht. Ich bemerke: Ich selbst gebe der Schuld ihren Wert und bin dafür verantwortlich, wie hoch ich ihn einstufe. Würde ich mich von der Schuld loslösen, sie vergeben, dann wäre ich frei, ebenbürtig, hätte noch einmal das alte Vertrauen, könnte mit der Michi wieder fröhlich sein, mit ihr Bäume ausreißen oder auch Pferde stehlen.
Gebe ich der Michi Schuld, entfernt sie mich von sich. Dann nämlich bestimmt sie, die Michi, mein Verhältnis zu ihr. Ich, ja ich bin betroffen. Ich bin es, die wertet, abwertet, einteilt in Richtig und Falsch. Bei mir, ja bei mir bleibt ein schales Gefühl – so lange, bis ich freispreche. So lange bin ich haderndes Opfer und gleichzeitig vergeltungssüchtiger Täter, der auf sein Recht pocht.
Erst Verzeihen wäre Befreiung, so sieht es das Christentum. Andere Kulturen halten zum Beispiel an der Ausübung von Rache fest. Ob sie sich damit frei fühlen? Sicher ist: Schuld ist etwas Subjektives und Kulturabhängiges. Wie weit kann, darf, muss Toleranz gegenüber Schuld gehen? Und gegenüber der Michi? Grrrrr!