Über die Freiheit, mit 60 mein erstes Buch zu schreiben
„Freedom’s just another word for nothing left to lose“, das ist die eine Sichtweise von Freiheit. Janis Joplin sang dies 1970 in ihrem Song „Me and Bobby McG“, und wenn ich sie singen höre, kriege ich immer noch Gänsehaut.
Noch im selben Jahr hat sie sich den goldenen Schuss gegeben.
Solche Storys von Künstlerbiografien machten mir immer schon Angst. Vorsichtig beäugte ich sie, die Künstler. Wie sie zum Ende ihres Lebens hin verrückt wurden oder alkoholkrank oder drogensüchtig und tatsächlich suizid. Auch bewundernswerte Literaten wie Kleist, Hemingway, Walser, der Robert. Was passiert mit mir, wenn ich künstlerisch arbeite? Muss ich in diese Abgründe hinabsteigen, aus denen man dann alleine nicht mehr herauskommt?
Zwar machte ich immer mal wieder in meinem Leben einen Schritt nach vorne: Ab jetzt schreibe ich. Doch diese diffuse Angst vor dem, was die Kreativität mit einem machen kann, ließ mich wieder einen Schritt zurücktun.
Doch gibt es auch die anderen, Goethe, Thomas Mann, Walser, den Martin. Diese zum Beispiel wurden über achtzig, waren gesund und blieben schaffensfroh bis ins hohe Alter. Das will ich auch.
Brauchte ich so lange, bis ich mich stabil genug fühlte? Drogen haben mich nie interessiert, und mit Alkohol, traue ich mich zu sagen, kann ich verantwortlich umgehen. Meine Gedanken dürfen schweifen, und ich kann sie auffangen, einfangen, ohne dass ich abdrifte. Traue ich mich zu sagen. Und nun endlich schreibe ich weiter. Für den Rest meines Lebens.