Über die Kunst
Kunst ist die Art, es anders zu sehen.
Aus dem Leben, aus Verletzungen, aus Freuden, aus Gefühlen Kunst zu machen, ist ein Verwandlungsprozess. Natürlich ein Verarbeitungsprozess. Es braucht dazu eine empfindende Seele, die sich anders nicht ausdrücken kann als durch die Verwandlung. Die kein Pendant zum Reden hat (was ebenfalls Verarbeitung zum Ergebnis hätte). Für mich ist es immer wieder erstaunlich und schön, wie gut ich mich nach der Umwandlung von Seelenschmerzen in Niedergeschriebenes fühle. Ich will nicht alles gleich Kunst nennen. Kunst kommt von Können. Es braucht auch Handwerkliches dazu, Gestaltungsregeln, Umgang mit und Wissen um Materialien, auch, dass es sie überhaupt gibt etc.
Handwerk in der Literatur bedeutet wie oben: Können. Mit Worten umgehen können, sie in eine passende Reihenfolge fügen, sie in Sätzen miteinander so in Verbindung bringen, dass sie etwas Bewegendes so ausdrücken, wie ich es gern verstanden haben möchte. Kunst ist die Art, es anders zu sehen. Immer nur anders? Ist das das Kriterium? Ja. Alles andere wäre Abkupfern dessen, was alle auf dieselbe Weise sehen können.
Das Gefühlte so formen, dass der Betrachter und Leser dabei innehält und spürt: Wow, so hab ich das noch nie gesehen, aber immer schon gefühlt.